TPM Insights 1: Der Anfang
In dieser Artikelserie gebe ich euch einen Einblick in die Ideen und Vorgänge hinter den Kulissen des Museums. In diesem ersten Teil wird der Ursprung der Idee thematisiert.
Erster Kontakt zu ThinkPads
Anfang der 2000er, als ich ein Teenager war, hatten wir im Elternhaus Besuch von einem Versicherungsvertreter. Damals war es üblich, dass Beratungen zuhause stattgefunden haben und Verträge auch dort unterschrieben wurden.
Unser Vertreter kam mit einem unscheinbaren schwarzen Aktenkoffer, in dem sich jedoch neben einem T23 auch eine Docking-Station sowie ein integrierter Inkjet-Drucker befand. So war er in der Lage, den Vertrag direkt auszudrucken, damit dieser unterschrieben werden konnte.
Diese Praktikabilität und das unauffällige Design des Notebooks haben mich neugierig gemacht. Das T23 wirkte zeitlos, aber in Kombination mit dem Drucker sehr praktisch. Die roten und blauen Maustasten sowie das rote TrackPoint waren auffällig - ich hatte so etwas bis dahin noch nie gesehen.
Die ersten eigenen Geräte
2007 begann ich meine erste IT-Ausbildung und hatte anfänglich ein altersschwaches Toshiba Satellite Pro 4360 für die Berufsschule. Nachdem einige meiner Mitschüler ThinkPads hatten, kam mir auch das T23 wieder in den Sinn. Ich sparte etwas Geld und kaufte mir mein erstes refurbished ThinkPad: ein T42.
Ich war begeistert von der Modularität und guten Verfügbarkeit von Ersatzteilen. Auch der gute Linux-Support gefiel mir sehr, da ich damals anfing mich intensiv mit Linux zu beschäftigen. Während ich mit dem Medion-Laptop meiner Eltern damals ziemliche Probleme unter Linux hatte, lief das T42 ohne Probleme unter Ubuntu.
Damals investierte ich einen großen Teil meines Taschengelds in Hardware. Neben einem ersten Homelab, bestehend aus alten ausrangierten Computern, kaufte ich auch weitere gebrauchte Notebooks.
So hatte ich z.B. ein 760L, das trotz schwacher Hardware (Intel Pentium 1 @ MHz, 32 MB RAM) sinnvoll unter CRUX Linux 2.6 nutzbar war. Ich schaffte es sogar, eine WLAN-Karte sowie den Konsolenbrowser links
mit Framebuffer-Support zum Laufen zu bekommen. So konnte man, etwas Geduld vorausgesetzt, Webseiten mit Bildern ohne X-Server betrachten.
2009 begann ich eine duale IT-Ausbildung und verdiente mein erstes Geld. Es folgten ein X21, an welches ich günstig gekommen bin, sowie ein X41 Tablet für die Berufsschule. Der drehbare Bildschirm und der Eingabestift machten das Gerät für mich zu einem idealer Begleiter für den Unterricht. Die grauenhafte 1.8"-Festplatte wurde durch eine SSD ersetzt, was das Gerät bedeutend performanter machte.
Da ich zu dieser Zeit anfing mich mit Virtualisierung und Videoschnitt zu beschäftigen, brauchte ich ein leistungsstärkeres Gerät und kaufte mein erstes neues ThinkPad: ein R500
2012 sparte ich auf ein T420s, welches hervorragend unter Windows lief - aber dank NVIDIA Optimus-Technologie jedoch massive Probleme unter Linux machte. Das verärgerte mich, da ich mich zu dieser Zeit immer mehr von Windows distanzierte. Nachdem ich erfolglos zahlreiche Distributionen und Grafiktreiber ausprobiert hatte, verkaufte ich das Gerät entnervt und legte mir 2014 ein Apple MacBook Pro 13 zu. Für mich war Mac OS X damals ein guter Kompromiss zwischen Windows und Linux. Das grandiose Display stellte seinerzeit übliche ThinkPad-Displays in den Schatten und somit vermisste ich die Notebooks nicht.
Renaissance
2018 begann ich einen neuen Job und bekam als Arbeitsgerät ein T470 und nach kurzer Zeit ein P52 gestellt. Letzteres kam leider wieder mit einer dedizierten GPU, was den Einsatz unter Linux schwieriger aber nicht unmöglich machte. Das robuste Gehäuse, die hervorragende Tastatur sowie die leistungsstarke CPU begeisterten mich. Bei meinem vorherigen Arbeitgeber hatte ich ein 2017er MacBook Pro 15 mit der umstrittenen Butterfly-Tastatur und wusste daher, wie wichtig solide Eingabegeräte sind.
In der Corona-Pandemie erinnerte ich mich an das T23 des Versicherungsvertreters und schaute an einem Abend mit viel Langeweile auf eBay nach alten ThinkPads. Ich fand ein sehr gut erhaltenes Gerät für einen kleines Geld - und ersteigerte es.
Als das Gerät ankam, entfachte meine Begeisterung wieder. Es machte viel Spaß mit dem Notebook zu arbeiten - insbesondere mit zeitgenössischer Software. Der eBay-Algorithmus empfahl mir weitere alte ThinkPads und so folgten schnell ein X61s und ein G40, von dem ich damals schon hörte - aber mir nicht leisten konnte.
Durch Quellen wie ThinkWiki und dem Thinkpad-Wiki bin ich hier mit unzähligen Detail-Informationen in ein tiefes Rabbit Hole gefallen. Viele der Geräte haben eine spannende Geschichte und es macht Spaß, sie mal selbst in den Händen gehalten zu haben - was zu einer regelrechten Sammelwut führte.
Das digitale Museum
Schnell war mir klar, dass ich diese Begeisterung gerne teilen möchte. Da ich schon seit 2018 einen persönlichen Blog führe, dachte ich gleich an einen weiteren Blog - quasi als digitales Museum. Nachdem meine Mastodon-Posts zu den neuen Geräten der Sammlung bereits Anklang fanden, sammelte ich also sämtliche Informationen über meine Sammlung und startete die Webseite.
Durch einen Gastauftritt im Hacker Kultur-Podcast, bei dem es ausschließlich um ThinkPads ging, wurde mir klar, dass der Kaninchenbau noch weitaus tiefer ist als gedacht. Aus einem angedachten “kurzen Gespräch” über die Geräte wurde rasch eine 2,5 Stunden lange Episode. Das brachte mich auf die Idee, einen dedizierten Podcast zu genau diesem Thema zu starten.